Bernhard Rahmenbaukurs – Fragen und Antworten
18. Juli 2023Steuerrohr Standards
5. September 2023Für unsere hart gelöteten Rahmen ohne Muffen bieten wir zwei Standards für Innenlager an. BSA mit 68mm ist der Standard für alles, außer für Mountainbikes (73mm). Mit einem 68mm Tretlagergehäuse kann man alle Kurbeln fahren, Du brauchst nur ein passendes Innenlager. Allgemein empfehlen wir BSA. Aber auch der nicht mehr ganz so neue T47-Standard bietet Vorteile.
T47 ist ein Standard mit Gewinde, also sozusagen der große Bruder von BSA. Die T47-Innenlager werden, wie BSA, eingeschraubt und nicht wie Pressfit-Lager eingepresst. Das Werkzeug zum Ein- und Ausbau eines T47-Innenlagers ist relativ einfach im Vergleich zum Pressfit. Und da der T47-Standard ein Gewinde hat, wird das allgemein bekannte Problem der Quietschgeräusche im Tretlagerbereich vermieden.
Da der T47-Standard ein Durchmesser verwendet, das größer als das BSA ist, sollte ein Rahmen mit T47 steifer sein als einer mit BSA. Das ist die Annahme, allerdings haben wir das hier noch nicht überprüft. Ein Nachteil des T47 ist allerdings das Gewicht. Das T47 Tretlagergehäuse wiegt 100g Gramm mehr als ein BSA! Die Rohre müssen aber, da der Durchmesser größer ist, ein bisschen kürzer sein. Daher darf man also nicht nur das Gewicht der Tretlagergehäuse einzeln vergleichen, sondern das Komplettpaket der benutzten Rohre. Das haben wir allerdings auch noch nicht geprüft.
Wir haben uns auch gefragt, was das Gewicht der passenden Innenlager ist. Und wir waren ziemlich überrascht. Das SRAM DUB T47 Innenlager wiegt 82g, nur 9g mehr als das DUB BSA Innenlager (73g). Zum Vergleich haben wir auch ein T47 Innenlager für Shimano (24mm Achse) zur Hand, und es wiegt etwas mehr, 129g. Es hat allerdings auch Vorteile, dazu kommen wir später.
Der große Vorteil von T47 ist aus unserer Sicht, dass die innenverlegten Züge um das Tretlagergehäuse herum nicht aus dem Unterrohr austreten, dann wieder (wenn gewünscht) in die Kettenstreben ein- und wieder herausgeführt werden. So ist das aber beim BSA. Es hängt natürlich ein bisschen von den Innenlagern ab, aber normalerweise gibt es ausreichend Platz, um die Züge auch für eine mechanische Zweifach-Schaltung in das Unterrohr einzuführen und anschließend, nach dem Unterrohr, in das Tretlagergehäuse durch ein großes Loch zwischen dem Innenlager und dem Innenlagergehäuse und zum Abschluss in die Kettenstreben und weiter nach hinten zu führen. Das sieht besser aus, und der Rahmen für diese Art der Kabelverlegung kann viel einfacher gebaut werden, weil viel weniger Ein- und Ausgänge genutzt werden. Bei einem vollintegrierten Rennrad mit drahtloser SRAM AXS Schaltung muss man nur den Ausgang für die Bremse bohren und ein großes Loch im Steuerrohr, und in Nullkommanichts sind alle Kabel praktisch nicht mehr sichtbar! Es ist also weniger Arbeit, spart Gewicht und sieht geil aus!
Leider gibt es natürlich auch einen Nachteil. Der Aufbau ist schwieriger. Es ist eigentlich nicht so schwierig – mit einigen Tricks bekommt man die Züge gut durch die Rohre. Ein weiteres Problem ist, dass wegen der eingebauten Züge das Innenlager nicht gerade eingeschraubt werden kann. Aber mit ein paar Löcherbohrungen unten im Tretlagergehäuse kann man die Schaltzüge und die Bremsleitung nach unten ziehen, auch wenn das Innenlager eingebaut ist. Das macht alles viel einfacher. Man muss auch wissen, dass manche T47-Innenlager einen größeren oder kleineren Innendurchmesser haben. Der Kurbelachsstandard spielt hier natürlich auch eine Rolle. Ob die Kurbel eine Welle mit 30mm hat (SRAM Dub) oder 24mm (bei Shimano), macht einen großen Unterschied beim Platz für die Kabel. Ja, es ist „nur“ ein Unterschied von 6mm, aber das macht irgendwie doch etwas aus.
Allerdings haben wir relativ problemlos ein mechanisches Zweifach-Rennrad mit Scheibenbremsen aufgebaut (allerdings nicht voll integriert, sondern mit den Zugeingängen im Unterrohr) und haben dabei auch das Standard-DUB-Innenlager (30mm Welle) von SRAM benutzt. Wegen der Innenlager bieten manche Firmen, zum Beispiel Rideworks aus Großbritannien, Innenlager an, die eine Hülse für den kleinstmöglichen Außendurchmesser besitzen. Das hilft, den Aufbau zu vereinfachen.
Es ist auch gut zu wissen, dass es den T47-Innenlager-Standard in zwei verschiedenen Breiten gibt: 68mm und 85,5mm. Mit dem passenden Innenlager kann man alle Kurbeln und Achsstandards fahren. Der Unterschied ist, dass bei dem Standard mit 68mm die Lagerschalen außen liegen, bei dem mit 86,5mm liegen sie innerhalb des Tretlagergehäuses. Wir empfehlen die Breite 85,5mm, denn die Kettenstreben können weiterer nach außen versetzt werden. Mit der Breite 68mm müssen die Kettenstreben weiter nach innen versetzt werden, damit es ausreichend Platz für die Züge gibt, und das ist mehr, als man eigentlich will. Also hat man beim Einbau der Züge mit den 85,5mm mit dem T47 mehr Freiheit. Der Nachteil der größeren Breite von 85,5mm ist allerdings, dass die mit 68mm wesentlich häufiger T47-Innenlagern vorkommen. Allerdings bieten sowohl SRAM und Campagnolo T47-Innenlager mit 85,5mm an und nicht mit 68mm. Bei Shimano gibt es bislang gar keine T47-Innenlagern, allerdings gibt es diese von anderen Anbietern.
Was empfehlen wir? Das hängt davon ab, worauf du Wert legst. Viele im Rennradbereich und jetzt beginnend auch im Gravel-Bereich fahren seit Jahren mit einer elektrischen Schaltung von SRAM, Shimano oder Campagnolo. Ich selbst fahre Rennrad mit dem SRAM AXS. Von denen, die elektrisch fahren, habe ich nur wenig Negatives gehört. Im Großen und Ganzen sind alle mit AXS oder Di2 zufrieden bis sehr zufrieden. Wenn du alles nach innen verlegt haben willst, insbesondere bei voll integrierten Modellen (das geht aktuell nur mit Rennrädern), empfehle ich SRAM AXS oder die neue Di2 von Shimano, weil der Rahmen einfacher zu bauen ist. Die elektrische Schaltung vereinfacht zudem den Aufbau des Komplettbikes. Für ein Einfach-Gravel-Bike mit mechanischer Schaltung würde ich immer noch die T47 Standard-Innenlager empfehlen. Für ein mechanische Zweifach-Bike würde ich eher die Züge klassisch außen verlegen und die Bremsleitung innen. Das System funktioniert seit vielen Jahren gut, und das wird immer so bleiben. Aber wenn dich komplett nach innen verlegte Züge reizen, dann funktioniert das mit T47 ebenfalls.
Schon mal überlegt, Deinen eigenen Rahmen selbst zu bauen? Wir bieten Rahmenbaukurse an.